Am 15. September 2025 verstarb Dipl.-Ing. Heinz J. Priebe nach schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatgemeinde Bad Bodenteich bei Uelzen. Mit ihm verliert die Geotechnik einen bedeutenden Vertreter, der national und international in der Fachgemeinde von vielen Weggefährten hochgeschätzt wurde.

Heinz Priebe wurde am 11. März 1937 als Sohn eines Pastors in Südamerika geboren. Schon in seinen Kindertagen kehrte die Familie nach Deutschland zurück, zunächst nach Berlin und später, bedingt durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs, nach Bad Bodenteich im Landkreis Uelzen, dem Geburtsort seiner Mutter.
Nach dem Abitur stand für Heinz Priebe fest, dass er Ingenieur werden wollte. Er studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Hannover. Seine berufliche Laufbahn begann Heinz Priebe als Tragwerksplaner bzw. Statiker, wie man diese Tätigkeit damals nannte. Bereits in dieser frühen Phase zeigte sich sein Talent für hochkomplexe technische Fragestellungen, die er mit damals noch aufwendigen, händischen Rechenverfahren bewältigte. Nach einigen Jahren in der Tragwerksplanung unternahm er eine ausgedehnte Orientreise, die ihn mit neuen Kulturen und Perspektiven bereicherte.
Zurück in Deutschland kam er erstmals enger mit der Geotechnik in Berührung, als er für einige Zeit an einem Grundbauinstitut arbeitete. Doch auch dabei zog es ihn immer wieder hinaus, um neue Länder und Kulturen zu erkunden: Eine weitere längere Reise führte ihn durch Süd- und Mittelamerika. Um seine Reiselust und den Beruf besser miteinander verbinden zu können, entschied er sich schließlich für eine Tätigkeit bei der schon damals international tätigen Keller Grundbau GmbH.
Bei Keller begann eine außergewöhnliche Karriere im Spezialtiefbau. Bereits zu Beginn wurde Heinz Priebe nach Pakistan und Bangladesch entsandt, wo er an riesigen Vorhaben der Wassergewinnung und Verteilung mitwirkte. Diese Erfahrungen prägten ihn nachhaltig und es zeigte sich sein Talent für komplexe Projektberatungen und innovative Problemlösungen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er zunächst in der Ruhrgebiets-Niederlassung von Keller, wurde aber bald zum weltweit eingesetzten „Troubleshooter“. In dieser Rolle sammelte er umfassende und fundierte praktische Erfahrungen und erarbeitete sich einen besonderen Ruf für die Lösung komplexer Aufgabenstellungen.
Sein profundes Wissen, seine analytische Schärfe und seine Fähigkeit, auch unter Druck pragmatische und ingenieurgerechte Lösungen zu finden, machten ihn zu einem gefragten Experten. Die Kombination aus Reiselust, präzisem Ingenieurverstand und zurückhaltendem Humor machte „Heinzi“ Priebe über Jahrzehnte in nahezu allen Erdteilen zu einem gern gesehenen Redner auf Fachkongressen und zu einem hochgeachteten Berater im Konzernverbund des Keller Konzerns.
Das wissenschaftliche Lebenswerk von Heinz Priebe ist untrennbar mit der Entwicklung der Bemessungsmethodik für die Rüttelstopfverdichtung verbunden. Bereits 1976 veröffentlichte er in der Zeitschrift „Bautechnik“ einen grundlegenden Beitrag zur Abschätzung des Setzungsverhaltens von durch Stopfverdichtung verbessertem Baugrund. Dieses Thema ließ ihn sein gesamtes Berufsleben nicht mehr los.
Basierend auf einem Einheitszellenmodell und unter Berücksichtigung der seitlichen Stützkraft des umgebenden Bodens entwickelte Priebe Diagramme für den Verbesserungswert bzw. die Steifigkeitserhöhung eines mit Rüttelstopfsäulen verbesserten Bodens. In zahlreichen weiteren Veröffentlichungen bis ins Jahr 2014 verfeinerte er diese Ansätze kontinuierlich – unter Berücksichtigung von Lastverteilung, Lastbegrenzungen, Kompressibilität des Säulenmaterials, Einfluss des Überlagerungsdrucks, Verflüssigungspotenzial des Bodens, Einbaueffekten und der Verbesserung sehr weicher Böden und schwimmender Gründungsformen.
Sein Ziel war es stets, die theoretischen Entwicklungen auch einer schnellen und praxisgerechten Anwendung zuzuführen. So legte er großen Wert auf die Erarbeitung praktischer Bemessungsdiagramme und wandte sich schon früh der rechnergestützten Bemessung zu – auch wenn das Hantieren mit Lochkarten und die Organisation von Rechnerzeit in den Anfangsjahren eine Herausforderung darstellten. Er erkannte jedoch früher als viele seiner Kollegen, dass Software ein hervorragendes Instrument der Vermittlung und Verfügbarmachung von Erkenntnissen und Methoden ist. Die nach ihm benannte „Priebe-Methode“ ist heute weltweit Standard und wird in der Fachliteratur regelmäßig zitiert. Sie bildet bis heute die Grundlage für die Bemessung von Schottersäulen und hat die Baupraxis nachhaltig geprägt. Weniger bekannt sein dürfte, dass er auch Software für die Bemessung von mehrfach verankerten Unterfangungskörpern, Nagelwänden, Pfahlrosten und andere rechnerische Aufgabenstellungen der Geotechnik entwickelt hat.
Auch nach dem Eintritt ins Rentenalter blieb Heinz Priebe aktiv: Er kehrte in die Heimat seiner Mutter nach Bad Bodenteich zurück, gründete das Ingenieurbüro GEOStat, setzte seine Softwareentwicklungen fort und pflegte den fachlichen Austausch mit Kollegen und Freunden. Seine ungebrochene Freude an der Erkundung ferner Länder und sein Engagement für die Gemeinschaft prägten auch diese Lebensphase.
Wir danken Heinz Priebe für sein Lebenswerk, seine Menschlichkeit und sein Engagement – als Ingenieur, Kollege, Mentor und engagierter Bürger. Sein Andenken wird in der Geotechnik und in Bad Bodenteich weiterleben. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Karola und den Angehörigen.